Die Hessische Landesregierung hat ihre Impfstrategie fortgeschrieben. Angesichts von Zusagen der Hersteller und des Bundes sollen ab dem 1. April 2021 deutlich mehr Impfdosen zur Verfügung stehen als bisher. Während die 28 Impfzentren ihre Kapazitäten aktuell schrittweise bis zur Volllast ausweiten, bereitet sich das Land Hessen gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen (KVH) darauf vor, niedergelassene Ärztinnen und Ärzte gezielt in die Impfstrategie einzubinden.
„Mit diesem Schritt, können wir die Impfungen noch flexibler umsetzen. Wir treiben die Impfungen damit voran und bringen diese noch näher an die Bürgerinnen und Bürger. Durch den stetigen und mittlerweile umfangreichen Zufluss an Impfstoffen ist dies glücklicherweise möglich. Wir starten zunächst mit einem Pilotprojekt, das 50 Arztpraxen einbindet und das wir als Vorbereitung für den Eintritt in die Regelversorgung verstehen. Die KV Hessen ist bereits auf die Ärzteschaft zugegangen. Die Ärztinnen und Ärzte können sich freiwillig für die Teilnahme melden und wir bedanken uns bei ihnen dafür, dass sie einen weiteren wichtigen Beitrag zur Eindämmung der Pandemie leisten“, erklärt Gesundheitsminister Kai Klose. „Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte bei den Schutzimpfungen einzubeziehen, ist seit Beginn ein erklärtes Ziel der Landesregierung. Bisher stand dafür zu wenig und noch nicht der passende Impfstoff zur Verfügung, um diesen Schritt sinnvoll zu ermöglichen. Künftig aber können die Ärztinnen und Ärzte die Impfzentren bei den häuslichen Impfungen gezielt unterstützen, denn wir sind zuversichtlich, dass ab April deutlich mehr Impfstoff nach Hessen kommen wird“, so Innenminister Peter Beuth.
„Wir sind froh, dass nun endlich die Impfungen dorthin kommen, wo sie hingehören und wo die Experten und Expertinnen fürs Impfen sitzen: in die Praxen der niedergelassenen hessischen Ärztinnen und Ärzte, zuvorderst natürlich unsere Hausärztinnen und Hausärzte“, erklären die Vorstandsvorsitzenden der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen, Frank Dastych und Dr. Eckhard Starke, „sobald wir die Impfungen flächendeckend in den Praxen durchführen können, haben wir die Möglichkeit, ein höheres Tempo anzuschlagen und eine höhere Durchimpfungsquote zu erreichen. Die brauchen wir dringend, um die Pandemie wirkungsvoll zu bekämpfen.“
Das Konzept sieht zwei Wege vor, niedergelassene Ärztinnen und Ärzte in die Impfstrategie einzubeziehen:
Impfungen in Arztpraxen
„Aufgrund der aktuell vorliegenden Informationen erwarten wir im 2. Quartal, dass pro Tag Impfstoff für ca. 64.000 Impfungen verfügbar ist. Die hessischen Impfzentren inklusive der mobilen Teams haben eine Kapazität von täglich bis zu 50.000 Impfungen. Um den Impfstoff möglichst schnell zu verimpfen, ist daher wichtig, dass wir die Ärztinnen und Ärzte landesweit einbinden“, so Innenminister Beuth. In einem Modellvorhaben werden daher bis Ende März zunächst ca. 10.000 Impfdosen bereitgestellt und in zunächst 50 niedergelassenen Arztpraxen verimpft, die für den Impfstoffbezug und die Dokumentation jeweils an ein Impfzentrum angebunden sind.
Die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte wählen die zu impfenden Personen unter Beachtung der Priorisierungsreihenfolge nach Corona-Impfverordnung eigenverantwortlich aus und führen die Impfungen durch. Auch die Dokumentation und Meldung an das Robert-Koch-Institut erfolgt so bald als möglich unmittelbar durch die Praxen, die Abrechnung geschieht analog zu den aufsuchenden Impfungen. „Bevor wir mit dem Impfen gegen Corona flächendeckend in den Praxen starten, sollten wir auch die bestehenden Prozesse hinterfragen und gegebenenfalls anpassen. Das ist ein wesentlicher Teil des Pilotprojekts. Wir wollen rasch die Hessinnen und Hessen vor dem Virus schützen. Wir hoffen nun, dass der Impfstart in den Praxen daher auch wie vom Bund angekündigt Anfang April stattfindet,“ so Frank Dastych und Dr. Eckhard Starke weiter.
Aufsuchende Impfungen bei immobilen Personen älter als 80 Jahre
„Auch bei den Hessinnen und Hessen, die mobilitätsbedingt einen Impftermin in ihrem Zuhause benötigen, können wir auf die zusätzliche Unterstützung der Hausärztinnen und Hausärzte in Hessen zählen“, so Gesundheitsminister Klose. Die Impfzentren können regional niedergelassene Ärztinnen und Ärzte beauftragen, diese Impfungen durchzuführen. Die Impfzentren können hierzu die Daten der Menschen abrufen, die sich für die häusliche Impfung gemeldet hatten. Der Zugang ist datenschutzkonform sichergestellt. Nach Absprache mit den Impfzentren können daraufhin neben den mobilen Impfteams auch niedergelassene Ärztinnen und Ärzte häuslich impfen. Der benötigte Impfstoff wird vom Impfzentrum zur Verfügung gestellt. Die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte übernehmen dann die Aufklärung und Impfung der Impflinge in eigener Verantwortung. Die Vergütung erfolgt über die Kassenärztliche Vereinigung aus Mitteln des Bundes.
Das Modellvorhaben wird so lange fortgeführt, bis der Bund und die Kassenärztliche Bundesvereinigung die Voraussetzungen geschaffen haben, die Impfungen im Rahmen der Regelversorgung durchzuführen.
Zahl der Impfungen steigen zurzeit in Hessen merklich an
Hessen liegt mittlerweile bei der Erstimpfungsquote von 6,6 Prozent nur noch knapp unter dem Bundesschnitt (6,7 Prozent). Bis einschließlich gestern wurden rund 414.000 Bürgerinnen und Bürger einmal geimpft. Auch bei der Zweitimpfungsquote wird Hessen in den nächsten Tagen messbar aufholen, dies zeichnet sich an den vereinbarten Terminen für Zweitimpfungen deutlich ab. Mit der Öffnung der Priorisierungsgruppe 2 und zuverlässigeren Impfstofflieferungen in den kommenden Wochen werden nun deutlich mehr Menschen Impftermine bekommen können als zuvor. Für diese Woche sind in den 28 Impfzentren mehr als 88.000 Termine für Erstimpfungen vereinbart (zum Vergleich: in der vergangenen Woche waren es rund 47.000 Termine).